Vor 2 Wochen hab ich mal wieder eine kurze Internet-Abstinenz-Zeit eingelegt. Also 4 Tage Laptop-Deckel zu, das Handy ausschließlich zum telefonieren, als Uhr und zum fotografieren benutzt – ich war in der Zeit gerade in einem wunderschönen Wellness-Hotel und musste einfach Fotos machen.
Aber kein googeln, kein Whats-App, kein Facebook und Instagram, keine Gruppen, keine Mails anschauen oder beantworten, keine Filmchen, kein Wetteronline (ansonsten eine sehr beliebte Seite bei mir, die ich oft mehrmals täglich anklicke, nicht nur um zu schauen, wie das Wetter da ist, wo ich gerade bin, sondern auch wie es auf Vis ist oder dort, wo ich evtl. in einer Woche sein werde – den Sinn dessen lasse ich jetzt grad mal unkommentiert), keine Videos, keine Podcasts, nix mal schnell bestellen – Nada, Zero, Nothing.
Buch statt Handy
Abends habe ich in diesen Tagen vor dem Einschlafen ein Buch gelesen – sonst checke ich da oft noch die aktuellen Kommentare auf meine Postings oder beantworte auch nochmal schnell eine email, schreibe ein bisschen an einem Artikel usw.
Ein ganz wunderbares Buch hat mich in diesen 4 Tagen begleitet: „Das glücklichste Land der Welt“ – in dem die Amerikanerin Linda Leaming über ihr Leben in Bhutan berichtet, in dem der Alltag teilweise so wie bei uns vor 100 Jahren verläuft und das von tiefer, buddhistischer Religiosität geprägt ist. Es steht übrigens auf den Top 3 meiner Wunsch-Reiseziele.
Selbst beim hinein versetzt werden in eine gänzlich andere, total entspannte und entschleunigte Welt zuckte meine Hand während des Lesens zum Handy, um schnell mal zu googeln, welche Orte da grade beschrieben wurden und mir dazu Fotos und Infos anzusehen. Und zuckte genauso schnell wieder zurück und es hat sich dann wunderbar geruhsam angefühlt, einfach weiterzulesen und mir die gerade im Buch beschriebene Reise nur in Gedanken vorzustellen – ohne weitere Fakten oder Fotos dazu.
Die Welt hinter der Scheibe
In diesen Internet-Abstinenz-Tagen kommt mir die Welt um mich herum auf einmal viel wirklicher vor und die Welt in den viereckigen Kästen viel unwirklicher. Klar mag ich den Austausch im Netz, meine „Follower“, ich mag mich mitteilen und mein Business würde ohne Internet nicht so laufen wie jetzt. Aber wenn ich das Ganze dann mal für ein paar Tage abschalte, merke ich, dass es richtig richtig viel ist, was ich da jeden Tag aufnehme, verarbeite – oder eben nicht verarbeite. Ein unendlicher Strom in beide Richtungen von Informationen, Bildern, Texten, Kontakten – und dabei auch durchaus liebevolle und nährende Sachen – der da durch mich hindurchrauscht. Doch es erscheint eben wie hinter einer Glasscheibe – im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein ganz anderes Gefühl ist es, wenn ich wirklich Menschen in echt treffe, die ich riechen, anfassen, von nah oder weiter weg anschauen kann, so wie ich will – und ich vermute und befürchte, dass viele von uns immer weniger Menschen in echt treffen, weil wir ja die ganze Welt mit einem Klick vor unsere Nase holen können – ohne uns die Mühe machen zu müssen, irgendwo hin zu gehen oder zu fahren.
So wie wir auch nicht mehr in den Himmel zu schauen brauchen, wie das Wetter ist – sondern es uns auf einem Bildschirm bei Wetteronline ansehen.
Internet ist ja sooo bequem
Ich habe tatsächlich schon für tausende von Euro Online-Seminare gekauft, in der Meinung, dass ich die ja dann ganz bequem „alleine“ von zuhause aus, dann wann ich will und Zeit habe, absolvieren kann. Von „Wie du ein Buch schreibst“ über „Wie du dein Online-Business aufbaust“, „Weibliche Sexualität“ bis zu diversen „21 Tage – und dann ist alles besser“ – Online-Kursen war alles dabei.
Die meisten davon habe ich nicht bis zum Ende durchgehalten. Um ehrlich zu sein, bei einigen bin ich überhaupt nicht über den ersten Teil hinausgekommen. Nicht mal das Geld, dass ich dafür bezahlt hatte, konnte mich motivieren, dranzubleiben und weiterzumachen.
Jetzt gammeln sie irgendwo auf meinem Rechner rum und von einigen finde ich nicht mal mehr die Zugangsdaten.
Und selbst die wirklich gute, fundierte Online-Fortbildung zum Thema „Entwicklungs-Traumen heilen“, bei der ich mich jetzt angemeldet habe, auf die ich mich richtig freue und die ich gerne unbedingt für meine Arbeit mit Menschen nutzen will, habe ich noch nicht wirklich ernsthaft begonnen.
Vielleicht fehlt mir die Disziplin oder der wirkliche Wille – aber ich glaube, ich habe einfach keine Lust, alleine vor dem Bildschirm zu sitzen und einseitig Videos und Schriftstücke zu konsumieren, ohne einen wirklichen menschlichen Austausch zu haben.
Worte auf Papier schreiben
Eine meiner wichtigsten Lehrerinnen hat weder eine Website, noch irgendwelche Social-Media-Accounts, geschweige denn Videos oder andere Goodies im Netz. Online-Seminar undenkbar.
Mit ihr habe ich über Jahre viele Monate live von Mensch zu Mensch verbracht und es waren mit die wichtigsten Monate meines Lebens. In dieser Zeit und in der Gemeinschaft mit den anderen „Schülern“ habe ich vielmehr über mich und das Leben gelernt als in allen Online-Seminaren zusammen. Ich habe mehrere Schreibbücher vollgeschrieben, in die ich heute noch oft hineinschaue und immer wieder wertvolles für mich darin finde. Diese Zeit ist so lebendig und präsent in mir wie ein Schatz, auf den ich immer wieder zurückgreifen kann. Und ich muss dazu keinen Bildschirm aufmachen, um nochmal was nachzuschauen oder zu rekapitulieren. Alles in mir drin.
Genauso oder so ähnlich ist es mir mit allen Seminaren und Ausbildungen gegangen, die ich in einem echten, lebendigen Umfeld im gemeinsamen Austausch mit anderen gemacht habe.
Die Welt ist nicht nur viereckig
Bildschirme – auch wenn wir uns in Gruppen oder Social Media mit anderen austauschen – machen einsam, lassen einen das echte Leben da draußen vergessen und lassen unsere Sinne verkümmern.
Denn ich benutze nur die Augen (und die nur sehr eingeschränkt), Ohren und 2 Finger, um hier zu agieren.
Der Geruch, das Berühren, Schwingungen spüren, das Auge weiter schweifen lassen, den Kopf dabei drehen oder ihn anheben und in die Ferne schauen, jemanden fühlen, die Atmosphäre eines Raumes wahrnehmen – all das findet auf dem Bildschirm nicht statt.
Der Bereich Online-Seminare, Online-Meetings, Online-Kongresse, Online-Akademien, Webinare, Podcasts und Videos hat in den letzten Jahren rasant zugenommen und verspricht irgendeine Art von dabei sein, von Gemeinschaft, von Austausch, von dazugehören.
Und es kann für den oder die Anbieter ein lukratives Geschäft sein, statt ein Seminar mit echten Menschen zu organisieren, online tausende zu erreichen. Und das hat seinen Reiz und wird mittlerweile von fast allen bekannten und unbekannten Coaches und auch spirituellen Lehrern ausgiebig genutzt und angeboten.
Doch es ist auch ein anstrengendes Geschäft und vor allem ein einsames Geschäft. Diejenigen, die das Seminar „bauen“, sitzen alleine vor dem Computer und diejenigen, die es später dann konsumieren, sitzen auch alleine da. Das ist übrigens in der Computer-Spiele-Szene ganz genauso, aber das ist nicht meine Welt.
Echte, fühlbare Verbindungen spüren
OK, wer mich kennt, weiß – auch ich biete ein kleines, aber feines Online-Retreat „Probleme-Fasten“ an. Deshalb ist dieser Artikel hier auch kein Mahnen oder Verurteilen mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern kann vielleicht einfach zum Nachdenken anregen. Ich habe mein Seminar mit viel Liebe und Herz erstellt und bin sehr stolz darauf. Und natürlich freue ich mich, wenn es gekauft wird und die Teilnehmer nicht nach dem ersten Tag aufhören.
Es wimmelt ja im Netz nur so von Kursen, die Coaches zeigen, wie sie ein profitables Online-Angebot erstellen, mit dem sie unzählige Menschen erreichen und ihre echte Zeit mit einem echten Menschen dann zusätzlich teuer verkaufen. Und auch ich war lange auf dem Weg dahin, das so zu machen. So wie es eben alle heute machen – Videos, Umsonst-Angebote (Freebee oder Leadmagnet genannt), Podcast, in Instagram und Facebook posten, jede Woche ein Blogartikel usw.
Aber ich habe mich entschieden, meinen Focus hauptsächlich auf wirkliche, menschliche Begegnungen zu richten und auch Coachings und Seminare für Menschen anzubieten, denen ich dann auch körperlich begegne.
Gerade heute, wo sich so viele alte Strukturen auflösen, in denen Menschen jahrhundertelang Gemeinschaft gefunden und gelebt haben, sei es die Familie, die Kirche, der Verein, das Dorf oder andere Zugehörigkeiten, suchen viele nach wirklichem, echten Gehörtwerden und Verbundensein.
Gemeinsam statt einsam
Ich liebe es, in meinen Seminaren von Anfang an eine Atmosphäre des Willkommen seins zu kreieren, des Aufgehoben seins – und das Gefühl zu vermitteln, dass sich jeder so zeigen darf, wie er ist. Ehrlich von sich zu erzählen, sein Herz beim mitteilen und auch beim zuhören zu öffnen, lachen aber auch weinen zu können, Gemeinsamkeiten zu spüren, in einer Runde sitzen und sich anschauen, miteinander interagieren und trotzdem zu sich selbst finden – all das sind Lebens-Qualitäten, die das Internet nie bieten kann.
Ich bin unendlich glücklich, dass ich 2 so wunderschöne Seelenorte zur Verfügung habe, an denen meine Coachings und Seminare stattfinden. An denen du wirklich spüren, schauen, riechen, fühlen und dich öffnen kannst und spürst, dass du verstanden und wahrgenommen wirst.
Am Ende eines solchen Seminares macht sich dann keine innere Leere breit, sondern die Teilnehmer – aber auch ich, fühlen sich unendlich genährt, erfüllt, mit sich selbst und den anderen verbunden und – ganz wichtig – wir spüren, dass wir nicht allein sind. Dass da noch andere sind, die ähnlich ticken wie wir, die ich fühlen und in den Arm nehmen kann, mit denen ich mich bewegen, singen oder tanzen kann.
Fühl dich also von Herzen eingeladen, anderen Menschen wirklich zu begegnen, dich in einer Gemeinschaft zu fühlen, echten Kontakt zu haben und gehört, gesehen und gespürt zu werden. Das ist das, was wir alle brauchen und wonach wir uns sehnen. Das ist das, wofür wie hierher gekommen sind und was uns als Menschen ausmacht.
In liebevoller Verbundenheit – Eva
Meine Offline-Seminare für nächstes Jahr findest du hier:
Seminare Eva Adelberger
du sprichst mir aus der Seele und aus dem Herzen liebe Eva. Mit ähnlichen Gedanken beschäftige ich mich auch schon einige Zeit. Ich habe mich zunächst für kostenlose Online-Seminare angemeldet und fühlte mich von den vielen Beiträgen vollkommen überfordert. Es waren zwar Interessantes dabei, doch die Menge an Informationen überstieg mein Fassungsvermögen. Es endete dann schließlich mit dem Kauf des ganzen Paketes (was sicher vom Anbieter
beabsichtigt ist) und damit geriet das Ganze dann bei mir in den Hintergrund. So wie ich vor einigen Jahren, als es noch den Videorecorder gab beschloss, Filme etc., nicht mehr aufzunehmen, um sie irgendwann einmal anzuschauen, so halte ich es jetzt auch mit den Online-Angeboten. Von Facebook habe ich mich mit Hilfe eines IT-Beraters abgemeldet. Für einen Laien ist es nämlich ganz schön schwierig, diese Abmeldung hinzubekommen.
Da ich auch den persönlichen Kontakt bevorzuge, genieße ich es sehr, wöchentlich eine kleine Gruppe bei mir zu Hause zu treffen, um miteinander unsere Englischkenntisse zu verbessern. Wir alle stellen fest, dass uns nicht nur das gemeinsame Lernen verbindet, sondern dass wir vor allem den sozialen Kontakt schätzen.
Meinen Kommentar schicke ich dir sehr gern – denn ich kenne und schätze dich persönlich sehr.
Liebe Grüße
Carla
Liebe Eva!
Ich möchte dir für alles danken,worüber du dir Gedanken machst und es in Worte fasst.
Es ist für mich sehr interessant zu lesen,wie andere Menschen heutzutage leben.
So viele Möglichkeiten in der Kommunikation gab es noch nie und ich spüre zum Teil eine große Überforderung und auch Unsicherheit. Man kann sich abgehängt fühlen oder gehetzt .
Ich glaube die große Kunst und Herausforderung unserer Zeit ist es,dass passende für sich zu finden ,auf seine wirklichen Bedürfnisse zu achten und das Ganze ohne schlechtes Gewissen.
Ich selber habe und möchte auch kein Smartphone,aber ich liebe mein Tablet,schreibe am liebsten Mails und treffe mich noch viel lieber zu einem 4 Augen Gespräch.
“ Das Schönste,was wir erleben können,ist das Geheimnisvolle.“
In diesem Sinne
Herzliche Grüße von Birgit
Liebe Eva,
ich bin relativ viel im Online-Kontakt über Handy und Computer und finde das schon recht praktisch, zumal wenn mein Gegenüber weiter weg lebt. Auch nutze ich diese Möglichkeiten viel für Recherchen, zur Information und kurzfristige Rückmeldungen. Allerdings genieße ich auch die persönlichen Begegnungen. Nicht alle Sinne können online bedient werden. Berühren und berührt werden z. B. finde ich äußerst wichtig und nährend. Und ich konnte schon viele persönliche Begegnungen in Gruppen genießen. Ich denke, es kommt auf einen individuell gesunden Mix von Online- und Offline-Welt an. Beides hat seinen Wert. Danke für deine Anregungen.
Alles Liebe, Peter ☯️
Liebe Eva,
so ein wertvoller Beitrag von Dir. Unser derzeitiges System beruht leider auf Trennung und Wettkampf.Aber dafür sind wir Menschen gar nicht gemacht.Deswegen erkranken wir physisch, psychisch und seelisch. Wo leben wir Verbindung und Kooperation. Wo wird gelehrt wie wir mit unserem Herzen in Kontakt kommen um Heilung zu erfahren. Eigentlich müsste Empathie generell ein Unterrichtsfach sein. Ich denke so etwas kann man nur in einer offline Gemeinschaft leben und erleben. Ich selber habe auch überlegt ein Online-Seminar zu erstellen, aber irgendwie ist das aus diesen Gründen eher nichts für mich. Es stimmt, man kann Geld verdienen, ohne wirklich anwesend zu sein , eine verlockende Sache. Aber wie Du ja auch an Dir selbst erfahren hast ( mir ist es auch so gegangen ) macht man die Online Kurse oft gar nicht zu Ende. Für mich gibt es auch nichts Schöneres, als ein Kurs in einer erfüllenden und harmonischen Energie. Ein Kurs in dem man aufgefangen wird, wenn die Schubladen aufbrechen und die Tränen wie Niagarafälle laufen. Ich wünsche Dir alles Liebe und noch einmal lieben Dank für Deine Gedanken,
Constanze
Guten Morgen liebe Eva
Auch mir ergeht es so mit online webinare oder Seminare wo ich alleine am Bildschirm ? sitze
Ich mag die Atmosphäre in Räumen mit Menschen , die Schwingungen fühlen, riechen. Die Umarmungen voller Energie – das bewusste bei sich sein
Das LACHEN und tuscheln mit dem Nachbarn- das gesehen werden. Das ist für mich ein wichtiges Thema
Durch die Distanz am Bildschirm verlieren sich unsere feinen Sensoren für die Menschen
Alleine das Lachen mit über 100 Menschen im Raum – so ein großes Geschenk
Eine ruhige Zeit besinnlich und entspannt
Frohes Fest ?
Beate
Liebe Eva,
du sprichst mir aus der Seele….
Ich bin zwar nicht all zu viel in Social Medias unterwegs, aber die eckigen Teile und das Unpersönliche, was wir grade erleben, widerstrebt mir auch. Viel lieber bin ich mit Menschen zusammen, wie du es beschreibst.
Ich habe kürzlich an einem, mein erstes Webinar teilgenommen und auch nicht zu Ende gebracht, weil es mir garnichts gibt. Ich kenne niemanden.Gefällt mir nicht.
Eine besinnliche Adventszeit wünscht dir
Waltraud